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Ladungssicherung: Es geht auch einfach und sicher

Kurz gesagt: Jeder, der am Transport beteiligt ist, trägt auch Verantwortung für die Ladungssicherung und benötigt entsprechende Kenntnisse in diesem Bereich. Die Ladung kann nur dann ordnungsgemäß gesichert werden, wenn das notwendige Wissen vorhanden und eingeübt ist. Dieser Artikel soll grundlegende Kenntnisse der Ladungssicherung vermitteln und zeigt typische Praxisbeispiele korrekter Ladungssicherung.

Arten der Ladungssicherung

Es werden drei Arten der Ladungssicherung unterschieden:

  • Formschlüssige Ladungssicherung
  • Kraftschlüssige Ladungssicherung
  • Kombinierte Ladungssicherung

Formschlüssige Ladungssicherung

Das Prinzip der formschlüssigen Ladungssicherung wird durch lückenloses Verstauen und gleichzeitiges Anlegen der Ladung an den Fahrzeugaufbau erreicht. Ersatzweise können auch Hilfsmittel, wie Sperrstangen, Zurrnetze oder Keile verwendet werden.

Eine weitere Methode der formschlüssigen Sicherung ist das Direktzurren, das als Schrägzurren, Diagonalzurren, Kopfschlinge oder Seitenschlinge eingesetzt wird. Beim Direktzurren wird die Ladung durch die Zurrmittel in Position gehalten, wenn sie sich auf Grund der fahrdynamischen Kräfte in Bewegung setzen will. Beispiele für eine formschlüssige Ladungssicherung:

  • Eine Ladefläche mit festen Seitenwänden ist vollständig und lückenlos mit Stückgut auf Europaletten ausgefüllt.
  • Eine freistehende palettierte Ware wird auf der Ladefläche mit einem Zurrnetz gesichert.
  • Ein Bagger wird durch Diagonalzurren mit Zurrketten auf einem Tieflader fixiert.

Lücken schließen

Ausfüllende Hilfsmittel sollen den Zwischenraum zwischen den Ladegütern bzw. dem Ladegut und dem Fahrzeugaufbau ausfüllen und so die Ladung gegen Bewegung sichern.

Hierzu zählen Stausäcke, die sich den Ladelücken konturgenau anpassen. Sie bestehen aus einem Kunststoffsack, der je nach Aufbau, für den einmaligen oder den mehrmaligen Gebrauch geeignet ist. Stausäcke werden an einer Druckluftversorgung mit Luft befüllt.

Zurrnetze

Zurrnetze werden aus textilem Zurrgurtmaterial genäht, es gibt sie in vielen Größen und mit unterschiedlichen Belastbarkeiten. Sie eignen sich auch zur Sicherung schwerer Ladungen. Bei Fahrzeugen mit offener Ladefläche kommen häufig Abdecknetze zum Einsatz, die aber nur für die Sicherung leichter Ladungen, wie Laubabfälle geeignet sind.

Kraftschlüssige Ladungssicherung

Bei der kraftschlüssigen Ladungssicherung mit Zurrmitteln (Niederzurren) wird die Ladung durch die Vorspannkräfte der Zurrgurte – zusätzlich zum Eigengewicht – auf die Ladefläche gepresst und damit die Reibungskräfte in der Kontaktfläche erhöht. Es wird so stark niedergezurrt, bis die Reibungskräfte die Ladung gegen Rutschen sichern.

Beispiele für eine kraftschlüssige Ladungssicherung:

  • Eine Holzkiste mit Maschinenteilen wird mit zwei Zurrgurten niedergezurrt.
  • Hartgewickelte Papierrollen für eine Zeitungsdruckerei werden durch Niederzurren gesichert.
  • Schwere Betonelemente werden mit Zurrketten auf der Ladefläche verzurrt.

Beachte: Ladegüter, die durch Niederzurren gesichert werden sollen, müssen formstabil sein. Nur so kann die Vorspannkraft des Zurrgurts bis zur Kontaktfläche an der Unterseite der Ladung übertragen werden. Zum Niederzurren ungeeignet ist beispielsweise Sackware, weil rieselfähiges Gut während der Fahrt nachverdichtet wird und die Gurtspannung verloren geht.

Welchen Einfluss hat der Zurrwinkel?

Der Zurrwinkel α (sprich alpha), der vom Zurrpunkt hoch zum Zurrmittel gemessen wird, hat großen Einfluss auf die wirksame Vorspannkraft beim Niederzurren. Ein Beispiel erläutert die Auswirkungen unterschiedlicher Zurrwinkel auf die Ladungssicherung: Eine Papierrolle wird auf der Ladefläche stehend verladen und niedergezurrt. Das Betätigen der Ratsche erzeugt auf der Ratschenseite eine Vorspannkraft FT im Zurrgurt von 500 daN (entspricht etwa 500 kg). Maßgebend ist jedoch nur der Teil der Vorspannkraft, der senkrecht nach unten wirkt und die Reibungskräfte in der Kontaktfläche vergrößert. Die Grafik zeigt für verschiedene Zurrwinkel α die zugehörige senkrechte Kraftkomponente FT, s:

α = 88° (sehr gut): Auf Grund des steilen Zurrwinkels presst die gesamte Vorspannkraft von 500 daN die Papierrolle auf die Ladefläche.

α = 70° (gut): Immerhin noch 94% der Vorspannkraft FT wirken senkrecht nach unten, daraus resultiert ein FT, s von 470 daN.

α = 30° (ungünstig): Auf Grund des flachen Zurrwinkels wirken nur noch 50% (250 daN) der Vorspannkraft senkrecht nach unten.

α = 10° (sehr ungünstig): Nur noch 17% der Vorspannkraft (FT, s = 85 daN) wirken senkrecht auf die Kontaktfläche.

Tipp: Je steiler der Zurrwinkel α, desto größer die senkrechte Kraftkomponente, die die Reibungskräfte in der Kontaktfläche erhöht. Der Zurrwinkel α sollte möglichst groß gewählt werden.

Ablegereife von Zurrgurten

Ein Zurrgut ist ablegereif, wenn er eine gewisse Abnutzung aufweist. Zurrgurte sind bei folgenden Kriterien abzulegen, das heißt, sie dürfen nicht mehr eingesetzt werden:

  • Einschnitte größer als 10 % an der Webkante
  • Übermäßiger Verschleiß
  • Beschädigungen der Nähte
  • Verformungen durch Wärme
  • Unleserliches oder fehlendes Kennzeichnungsetikett
  • Brüche oder grobe Verformungen an Ratsche oder Verbindungselementen
  • Mehr als 5 % Aufweitung im Hakenmaul, bleibende Verformung oder erhebliche Korrosion

Zurrgurte schützen

Zurrgurte sind bei einer scharfen, rauen Oberfläche des Transportgutes und an jeder Kante durch einen Kantenschutzwinkel oder einen Kantenschutzschlauch vor mechanischer Beschädigung zu schützen.

Der Kantenschutz bewirkt zudem eine gleichmäßigere Verteilung der Vorspannkraft im Gurtband; insgesamt wird dadurch eine höhere, gleichmäßigere Kraftverteilung innerhalb des Gurtsystems erzielt.

Antirutschmatten

Steht die Ladung auf der Ladefläche findet zwischen den Kontaktflächen eine „Mikroverzahnung“ statt, die umso stärker ist, je rauer diese Oberflächen sind. Die Höhe des Reibungswiderstands wird durch den Reibbeiwert μ (sprich mü) angegeben. Antirutschmatten erleichtern die Ladungssicherung, weil sie den Reibbeiwert erhöhen. Ihr Reibbeiwert beträgt mindestens μ = 0,4, wobei die üblicherweise erreichbaren Reibbeiwerte bei μ = 0,6 und darüber liegen. Der maximale Reibbeiwert kann aber nur erzielt werden, wenn die Ladefläche trocken und besenrein ist.

Anleitung zum Niederzurren:

  1. Sichtkontrolle der Zurrgurte auf den technischen Zustand.
  2. Ladegut entsprechend des Lastverteilungsplans auf der Ladefläche positionieren.
  3. Antirutschmatten unterlegen.
  4. Kantenschutz nicht vergessen.
  5. Zurrgurthaken des Losendes in Zurrpunkt einhängen.
  6. Zurrgurt um das Ladegut legen.
  7. Das Festende mit Ratsche an der gegenüberliegenden Seite einhaken.
  8. Bei geschlossener Ratsche das Gurtende in die Schlitzwelle einfädeln und durchziehen, bis der Gurt stramm ist.
  9. Ratsche betätigen, bis die gewünschte Spannung erreicht ist. Mindestens 2, höchstens 3 Wicklungen auf der Schlitzwelle.
  10. Ratschenhebel in Schließstellung schwenken.

Beim Niederzurren beachten:

  • Die Ladefläche sollte sauber und besenrein sein.
  • Kantenschutz einsetzen.
  • Antirutschmatten unterlegen.
  • Einen möglichst steilen Zurrwinkel α wählen.
  • Ratschen wechselseitig anbringen, um unterschiedliche Vorspannkräfte auszugleichen.
  • Freistehende Ladung mit mindestens zwei Zurrgurten sichern; damit wird ein Verdrehen der Ladung während der Fahrt verhindert.

Kombinierte Ladungssicherung

Bei der kombinierten Ladungssicherung werden die Elemente der formschlüssigen und der kraftschlüssigen Ladungssicherung sinnvoll kombiniert.

Beispiele für eine kombinierte Ladungssicherung:

  • Eine Transportkiste wird nach vorn durch eine Kopfschlinge (Formschluss) gesichert und zusätzlich mit Zurrgurten niedergezurrt (Kraftschluss).
  • Palettenware wird an die Stirnwand des Kastenwagens angelegt (Formschluss) und niedergezurrt (Kraftschluss).

Praxisbeispiele

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