Auch bei MAN Truck & Bus stand während der IAA Transportation die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs im Vordergrund. Die dort präsentierten Lkw mit Elektro-, Wasserstoff- und Dieselantrieb standen stellvertretend für die innovativen MAN-Transportlösungen.
Als Weltpremiere hatte der MAN eTGL seinen Auftritt. Der elektrisch angetriebene 12-Tonner rundet das Elektro-Lkw-Portfolio von MAN um den leichten Verteilerverkehr nach unten ab. Mit dem eTGL bietet MAN nun ein vollständiges Portfolio an elektrischen Lkw von 12 bis 50 Tonnen – samt zugehöriger Beratungs- und Servicedienstleistungen, die ebenfalls präsentiert wurden.
Der Wasserstoff-Verbrenner MAN hTGX ergänzt das Zero-Emission-Portfolio für spezielle Anwendungen. MAN wird ab 2025 eine Kleinserie mit Wasserstoff-Verbrennern aufsetzen.
Neuer Diesel-Antriebsstrang
Im Zentrum der Neuerungen bei den konventionellen Dieselantrieben für MAN Sattelzugmaschinen ab Modelljahr 2025 steht eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und CO2-Ausstoßes um bis zu vier Prozent. Möglich wird das durch den komplett neu entwickelten PowerLion-Antriebsstrang mit dem neuen D30-Motor, der auf der gemeinsamen Komponentenplattform der TRATON GROUP basiert, dem neuen MAN TipMatic 14-Getriebe und aerodynamischen Maßnahmen.
Elektromobilität als Hauptantriebstechnologie
„Auch wenn den Übergang zum CO2-freien Güterverkehr mehrere Antriebstechnologien prägen, liegt unser Fokus klar auf der Elektromobilität als Hauptantriebstechnologie“, so Alexander Vlaskamp, CEO von MAN Truck & Bus. „Der Wasserstoffverbrenner kann für Spezialanwendungen eine sinnvolle Ergänzung sein, wie auch der Brennstoffzellenantrieb, der derzeit aber noch in der Entwicklung ist. Über die gesamte Transformation wird daneben der Diesel-Antrieb bis zu seiner vollständigen Ablösung weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Deshalb haben wir ihn mit unserem vollständig neu entwickelten PowerLion-Antriebsstrang und dem neuen D30-Motor und noch einmal deutlich effizienter, sparsamer und CO2-ärmer gemacht. Er basiert auf der gemeinsamen Motorenplattform der TRATON GROUP und ist das greifbare Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit unserer Entwicklungsabteilungen. Verbrenner- und Elektro-Lkw fertigen wir bei MAN auf demselben Serienband, so können wir flexibel auf den Nachfragewandel hin zum Elektro-Lkw reagieren. Damit die Antriebswende gelingt, muss der Ausbau der Ladeinfrastruktur bei Politik, Infrastrukturbetreibern und Herstellern aber absolute Priorität haben.“
Weltpremiere des eTGL
Zur IAA 2024 stellte MAN Truck & Bus erstmals den neuen MAN eTGL vor. Der elektrisch betriebene 12-Tonner rundet das MAN Elektro- Lkw-Portfolio um den leichten Verteilerverkehr ab. Mit seinen bis zu 235 Kilometern Reichweite, schnellem Laden in rund 30 Minuten und bis zu 6.600 Kilogramm Nutzlast bietet er die ideale Kombination für leisen und lokal CO2-freien Transport in der urbanen Warenlogistik für Lebensmittelketten, Einzelhändler oder die Gastronomie. Zusammen mit eTGS und eTGX bietet MAN mit dem neuen eTGL nun das komplette Gesamtgewichtsportfolio von 12 bis 50 Tonnen vollelektrisch an.
Vergleichsweise geringe Reichweitenanforderungen, die Möglichkeit des Depotladens an den Logistikstandorten und zunehmende Lärm- und Emissionsrestriktionen für Verbrenner-Lkw in den Innenstädten machen den urbanen Verteilerverkehr zu einem wichtigen Startsegment für den Umstieg auf die Elektromobilität. Der MAN eTGL erweitert die schon heute zahlreichen eTruck-Konfigurationsvarianten noch einmal beträchtlich.
Umfangreiches Angebot
Die schweren Brüder des eTGL – der MAN eTGX und MAN eTGS – zeigen sich fit für alle relevanten Branchen, Aufbaulösungen und Transportaufgaben. Mit ihren drei, vier, fünf oder sechs modular kombinierbaren und variabel positionierbaren Batterien bieten die 18- bis 28-Tonnen-Fahrgestelle von MAN eTGX und MAN eTGS mit ihren wahlweise 333, 449 oder 544 elektrischen PS den Kunden noch mehr Flexibilität. Auf der IAA präsentierte MAN erstmals auch ein Batterielayout mit einer siebten Hochvolt-Batterie für das MAN eTGX 6×2 Fahrgestell.
Diese siebte Batterie erhöht mit einer Kapazität von 623 kWh (560 kWh nutzbar) die Reichweite noch einmal deutlich. Je nach Fahrweise ergibt sich eine Reichweite von rund 650 Kilometern, ohne nachladen zu müssen. Die zusätzliche Batteriepower lässt sich auch für den Betrieb von Nebenaggregaten nutzen. Die siebte Batterie wird von MAN Individual eingebaut.
MAN eTGX und MAN eTGS werden für den kommenden Megawatt-Ladestandard MCS mit bis zu 1.000 kW vorbereitet, was das Wiederaufladen innerhalb der Lenkzeitpause des Fahrers ermöglicht. Bis zu 800 Kilometer Tagesreichweite in der Konfiguration mit sechs Batterien sind so möglich, auch ausreichend für typische Fernverkehrsanwendungen.
Nicht zuletzt deshalb ist das Kundeninteresse bereits groß.
Ladeparks und Ladestationen
Neben wettbewerbsfähigen BEV-Fahrzeugen spielt die Ladeinfrastruktur beim Hochlauf der Elektromobilität eine entscheidende Rolle. Erst kürzlich hat das Ladeinfrastruktur-Joint-Venture Milence, an dem MAN als Teil der TRATON GROUP neben Daimler Truck und Volvo Trucks beteiligt ist, daher einen der ersten großen Lkw-Ladeparks im Hafen von Antwerpen eröffnet. 1.700 Ladepunkte sollen insgesamt auf Eigeninitiative der Hersteller in den nächsten Jahren entstehen. 50.000 insgesamt werden bis 2030 für die kontinuierlich steigende Zahl an Elektro-Lkw benötigt.
Im Rahmen ihrer neuen Kooperation werden der Energiekonzern E.ON und MAN Truck & Bus europaweit rund 170 Standorte mit circa 400 Ladepunkten für das öffentliche Laden von Elektro-Lkw aufbauen. E.ON und MAN investieren in die neuen Ladestandorte, die entlang des bestehenden MAN-Servicenetzes entstehen und an denen auch Nutzfahrzeuge anderer Hersteller öffentlich laden können. Allein in Deutschland sind rund 125 Standorte geplant. Damit entsteht hierzulande das bislang größte flächendeckende, öffentliche Ladenetz für schwere Nutzfahrzeuge. Weitere Standorte errichten E.ON und MAN zum Beispiel in Österreich, Großbritannien, Dänemark, Italien, Polen, Tschechien und Ungarn.
Lkw mit Wasserstoffverbrenner
Parallel zur Einführung der Elektromobilität arbeitet MAN an der Wasserstofftechnologie als Zero-Emission-Lösung für Spezialanwendungen wie Schwertransporte oder für Einsatzbereiche, in denen Ladeinfrastruktur nur schwer zu realisieren ist. Auf der IAA zeigte MAN den Prototypen eines Wasserstoff-Verbrenner-Lkw, der als MAN hTGX in Kleinserie von zunächst 200 Fahrzeugen ab 2025 ausgeliefert wird. Ebenso wie sein elektrisches Pendant erfüllt er die strengen Kriterien als Zero-Emission-Fahrzeug.
Weiterentwickelte Diesel-Antriebe
Für den im Technologieübergang zu Zero-Emission- Antrieben weiterhin bestehenden Bedarf an konventionellen Verbrenner-Lkw bringt MAN mit dem neuen PowerLion-Antriebsstrang einen besonders effizienten Motor für die Sattelzugmaschinen der Baureihen MAN TGX und TGS. Der für MAN-Fahrzeuge entwickelte Motor erzielt mit dem ebenfalls neuen MAN TipMatic 14-Getriebe, einer neuen Bremsengeneration und aerodynamischen Maßnahmen eine deutliche Kraftstoffreduzierung und damit CO2-Minderung von bis zu 4 Prozent. Über die gesamte Fahrzeuglebensdauer ergibt dies bei den derzeitigen Dieselpreisen eine geschätzte Kostenersparnis von über 20.000 Euro und eine Einsparung von bis zu 35 Tonnen CO2.
In Ländern mit einer CO2-Maut wird er durch Einstufung in sehr günstige Mautklassen darüber hinaus weitere Einsparungen bei den Kilometerkosten bieten können.
Neue Sicherheits- und Assistenzsysteme
Neben den neuen Antriebstechnologien standen auf der IAA die Fahrerassistenzsysteme im Vordergrund. Während MAN für seine Lkw-Baureihen die Fußgänger- und Radfahrererkennung, die dritte Generation des Notbremsassistenten EBA sowie die Abbiegehilfe zum Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer bereits seit Anfang 2024 in Serie produziert, trat die neue Version des Transporters MAN TGE mit einer Vielzahl an neuen Sicherheits- und Assistenzfunktionen im Mai auf der Messe Transpotec an. Darunter das System Cruise Assist Plus mit der Funktion Notfallassistent. Der Notfallassistent überwacht kontinuierlich die Aktivität des Fahrers. Bleibt diese aus, kann das System das Fahrzeug zum Stehen bringen und anschließend werden automatisch die Warnblinkanlage aktiviert, ein eCall abgesetzt und die Türen entriegelt.