- Anzeige -

Deutscher Bundestag: Plädoyer für bessere Arbeitsbedingungen

Vertreter der Transport- und Logistikbranche, Gewerkschaftsvertreter und Berufskraftfahrer plädieren für verbesserte Arbeitsbedingungen für Lkw-Fahrer. Dies war das annähernd einhellige Votum einer öffentlichen Anhörung des Verkehrsausschusses am 12.12.2022 zum Berufskraftfahrermangel in Deutschland. Thema der Anhörung war zudem ein mögliches Be- und Entladeverbot für Lkw-Fahrer an den Laderampen. Es war bereits die dritte öffentliche Anhörung des Verkehrsausschusses zum Berufskraftfahrermangel in 2022.

Es fehlen 100.000 Fahrer

Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e. V. (BGL), verwies auf den zunehmenden Mangel an Berufskraftfahrern. Aktuell fehlten etwa bis zu 100.000 Fahrer. Bei einer anhaltenden Entwicklung drohe Deutschland in zwei bis drei Jahren ein Versorgungskollaps ähnlich wie in Großbritannien.

Um den Fahrermangel wirksam bekämpfen zu können, müssten die Gehälter erhöht sowie die konkreten Arbeitsbedingungen und das Image des Berufs verbessert werden. Dazu gehörten ausreichend Rastplätze mit sauberen sanitären Einrichtungen. Engelhardt sprach sich auch für ein Be- und Entladeverbot für Fahrer aus, um diese zu entlasten.

Lkw-Fahrer stehen „am Rand der Gesellschaft“

Die Berufskraftfahrer Andreas Kernke und Mark Schneider gaben dem Ausschuss einen Einblick in ihren Berufsalltag und ihre Probleme. Nach Schneiders Einschätzung stehen Lkw-Fahrer „am Rand der Gesellschaft“. Ihre Belange würden kaum wahrgenommen. Es gebe zwar viele gute Gesetze zum Schutz der Fahrer, allerdings sei ihre Kontrolle völlig unzureichend. Er wünsche sich mehr Anerkennung für die wichtige Arbeit der Lkw-Fahrer. „Es gibt in Deutschland mehr Siegel für fair gehandelten Kaffee als für einen fairen Transport“, sagte Schneider.

Sein Berufskollege Andreas Kernke bestätigte die Aussagen Schneiders. Die Fahrer würden von vielen Spediteuren dazu genötigt, ihre Fahrzeiten voll auszuschöpfen. Dies führe dazu, dass die Fahrer gezwungen seien, ihre Fahrzeuge mitunter auch im Parkverbot abzustellen, um die gesetzlichen Ruhezeiten einzuhalten, weil in der Nähe keine Parkplätze oder Raststätten vorhanden seien.
Nach 21 Uhr würden die Duschen und Toiletten an Autobahn-Rastplätzen nicht mehr gereinigt und die Gaststätten hätten geschlossen.

Be- und Entladeverbot für die Fahrer

Nach den Einschätzungen von Ronny Keller von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und Michael Wahl von der Beratungsstelle Faire Mobilität seien die Arbeitsbedingungen von vielen Berufskraftfahrern oftmals kaum noch als menschenwürdig zu beschreiben. Auch Keller sprach sich für ein Be- und Entladeverbot für die Fahrer aus. Das Be- und Entladen sollte nicht die Aufgabe des Fahrers sein, da er eh schon große Schwierigkeiten habe, ausreichend Ruhezeiten zu finden. Michael Wahl plädierte dafür, ein Be- und Entladeverbot zu prüfen. In jedem Fall aber müsse das Be- und Entladen durch den Fahrer vergütet werden. Für ein Be- und Entladeverbot sprach sich auch der Geschäftsführer des mittelständischen Transportunternehmens Halsped GmbH, Berthold Richter, aus. Bei manchen belieferten Kunden habe man den Eindruck, sie würden sich von den Lkw-Fahrern am liebsten noch die Regale einräumen lassen.

Sachverständige sehen Verbesserung der Situation

Ulrich Binnebößel, Abteilungsleiter Logistik beim Handelsverband Deutschland e. V. (HDE), und Markus Olligschläger, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik e. V. (BWVL), warben für einen differenzierten Blick auf die Thematik. Binnebößel wies darauf hin, dass sich die Situation durchaus gebessert habe in den vergangenen Jahren. Beim Neubau von modernen Lagern würden beispielsweise auch die Bedürfnisse der Lkw-Fahrer berücksichtigt durch die Bereitstellung von sanitären Anlagen und Aufenthaltsräumen.

Binnebößel warb dafür, das Be- und Entladen in Verträge zwischen Produzenten, Spediteuren und belieferten Kunden aufzunehmen. In der Tat sei dies eine wertschöpfende Arbeit und müsse entsprechend honoriert werden. Auch Olligschläger sprach sich dafür aus, das Be- und Entladen in das Gehalt der Fahrer einfließen zu lassen. Immerhin sei der Fahrer gesetzlich für die Sicherheit der Ladung auf seinem Fahrzeug verantwortlich. Somit könne er sich auch nicht aus dem Be- und Entladevorgang heraushalten.

Empfohlene Artikel

Eine Antwort hinterlassen

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

fünf + neun =

- Anzeige -
Anzeige: IVECO
Anzeige: SpanSet MaXafe

Aktuelle Beiträge

Fahrtenschreiber: Das Jahr 2025 im Hinblick auf die Umrüstverpflichtung

Vorläufig keine Sanktionen bei der am 31.12.2024 (Nutzung ab 01.01.2025) endenden Umrüstungsfrist für Fahrtenschreiber. Betroffen von dieser Umrüstungsfrist sind im Betrieb befindliche nachweispflichtige Fahrzeuge des...

DAF Trucks: Lkw für die Fahrschule

Jährlich werden ungefähr 200.000 Fahrerlaubnisse für die Lkw-Klassen C1, C1E, C und CE neu ausgegeben. Für viele Absolventen bedeutet das den praktischen Einstieg in...

Arbeitsunfälle beim Gütertransport

Lkw-Fahrer im Gütertransport sind nicht nur im Straßenverkehr einem hohen Unfallrisiko ausgesetzt. Sondern auch beim Be- und Entladen und bei Arbeiten am Lkw besteht...

Großraum- und Schwertransporte: Vereinfachung von Genehmigungsverfahren

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr beschleunigt und vereinfacht die Genehmigung von Großraum- und Schwertransporten (GST). Dazu hat das BMDV eine Änderung der Allgemeinen...

ADR 2025: Änderungen im Gefahrgutrecht – Teil 2

Es ist wieder soweit! Im Rhythmus von 2 Jahren (alle ungeraden Jahre) werden die Vorschriften für die Beförderung von gefährlichen Gütern auf der Straße...

Krone/Goodyear: Integrierte Reifendrucküberwachung

Goodyear und KRONE Trailer haben eine Vereinbarung getroffen, die es Flottenkunden mit KRONE-Trailern ermöglicht, Goodyear TPMS Connect nahtlos zu integrieren. Dies verbessert das Reifenmanagement...

Scania Pro Driver: Digitales Coaching für Berufskraftfahrer

Scania stellt mit ProDriver einen digitalen Coaching-Service vor, der reguläre Fahrerschulungen nicht ersetzt, aber die Möglichkeiten für Berufskraftfahrer sinnvoll ergänzt, sich weiterzuentwickeln. Scania ProDriver verspricht...