Biodiesel, HVO, FAME – Begriffe, die nahezu ständig fallen, wenn von alternativen Kraftstoffen die Rede ist. Aber was verbirgt sich dahinter? Und welche Umweltbilanz haben diese Kraftstoffe?
Alternative Kraftstoffe können einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors leisten. Schließlich entstehen bei ihrer Verbrennung weniger Treibhausgase. Ein weiterer Vorteil: Die Motorentechnik kann im Grunde unverändert bleiben. Bereits heute sind Anteile alternativer Treibstoffe in Dieselkraftstoff verpflichtend, Stichwort Biodiesel. Umgangssprachlich ist damit der aktuell an Tankstellen erhältliche Diesel gemeint, dem meist sieben Prozent sogenannte Fettsäuremethylesther, kurz FAME, zugemischt sind. Seit dem Frühjahr 2024 sind in Deutschland aber auch Dieselmischungen mit HVO zum Verkauf zugelassen. Was unterscheidet die beiden Alternativen zum fossilen Diesel und wie sieht der Herstellungsprozess aus?
FAME – Fatty Acid Methyl Esther
FAME entstehen, vereinfacht gesagt, durch die Reaktion von pflanzlichen Ölen oder Fetten mit bestimmten Alkoholen. Letztere ersetzen das in den Fetten enthaltene Glycerin. Chemisch korrekt bezeichnet handelt es sich um eine Umesterung. Das Endprodukt weist dem Diesel sehr ähnliche Eigenschaften auf und ließe sich theoretisch als alleiniger Kraftstoff in Dieselmotoren verwenden. Allerdings greifen FAME Gummi und Kunststoff sowie in geringerem Umfang auch Lacke an. Daher wird der Großteil der Produktion fossilem Diesel beigemischt. Inzwischen ist ein Mindestanteil Biodiesel gesetzlich vorgeschrieben, die Bezeichnung an der Zapfsäule lautet „BX“, wobei X dem Biodieselanteil in Prozent entspricht. Motorenbauer sind dazu übergegangen, ihre Konstruktionen FAME-tauglich zu „härten“, so dass auch höhere Anteile problemlos getankt werden können. „Unsere V8-Modelle sind sämtlich so konstruiert, dass sie auch bei einem Betrieb mit 100 Prozent FAME keinen höheren Verschleiß aufweisen“, sagt René Seckler, Media Relation Manger & Press Test Officer, Scania Deutschland.
HVO – Hydrotreated Vegetable Oil
Ähnliche Rohstoffe, anderes Verfahren: Bei der Herstellung von hydriertem Pflanzenöl werden pflanzliche Öle und anderen geeignete Stoffe bei hohen Temperaturen unter Druck mit Wasserstoff hydriert und anschließend durch sogenanntes Hydrocracking so weiterbehandelt, dass sie als Kraftstoff verwendbar sind. Allerdings sind die dazu notwendigen Anlagen verhältnismäßig komplex und teuer. Auch geht bei der Herstellung die biologische Abbaufähigkeit der Rohstoffe verloren.
HVO wird am Markt als Reinkraftstoff oder in verschiedenen Mischverhältnissen mit normalem Diesel angeboten. In Deutschland ist HVO erst in diesem Jahr zum freien Verkauf zugelassen worden, andere Länder waren deutlich früher. So deckt HVO im US-Bundesstaat Kalifornien bereits jetzt etwa 50 Prozent des Bedarfs an Dieseltreibstoffen. Die Motoren müssen nicht verändert werden, in den meisten Aggregaten funktioniert HVO problemlos.
Umweltaspekte
Sowohl FAME also auch HVO reduzieren den Treibhausgasausstoß erheblich: Abhängig von den konkreten Eigenschaften entsteht bis zu 90 Prozent weniger CO2.